50 Jahre lang wurden mit mehreren Unterbrechungen im Taunus Automobil- und Motorradrennen ausgetragen.
Das erste Motorradrennen fand bereits 1904 statt. Das waren gerade mal 19 Jahre nachdem Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach ihren „Reitwagen“, so nannten sie das erste Motorrad der Welt, gebaut hatten.
Ab 1920 war der Start an der „Hohen Mark“ und das Ziel am Sandplacken, Länge der Strecke: acht Kilometer. Ab 1935 wurde die Strecke um vier Kilometer bis zum Großen Feldberg verlängert.
Die Rennen zählten zur Deutschen Bergmeisterschaft.
Am 2. Oktober 1950, fünf Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, starteten wieder die Motoren zum Feldbergrennen. Jetzt aber auf einer Rundstrecke rund um den Großen Feldberg im Taunus. Start und Ziel war am Haus Brenner in Oberreifenberg.
Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 fühlten sich die meisten Menschen in Deutschland als schuldige Verlierer des Krieges, viele empfanden das Kriegsende zu einem Teil als Befreiung, zum anderen Teil aber auch als Demütigung. Theodor Heuss sprach damals von einem kollektiven Schuldgefühl und einer daraus resultierenden Scham.
Erfolge, an denen man sich aufrichten konnte, ließen zu dieser Zeit noch auf sich warten. Idole suchten die jungen Leute vergebens, denn Künstler, Schriftsteller und andere Intellektuelle hatten Deutschland verlassen müssen oder waren ermordet worden. Die Überlebenden kamen verständlicherweise nur zögernd oder auch gar nicht mehr nach Deutschland zurück.
Da blieben nur die Sportler, mit deren Erfolgen sich die Menschen identifizierten konnten. Sie, die Sportler, waren die ersten, die Deutschland wieder etwas Ansehen in der Welt verschaffen konnten.
Aus den ersten zehn Jahren nach dem Krieg sind mir noch viele Namen in Erinnerung geblieben:
Die Stars jedoch waren für mich, der ich zur Zeit der Feldbergrennen 11 bis 15 Jahre alt war, die Männer mit ihren schnellen Maschinen.
Sie lockten viele Menschen in den Taunus, 1951 wurden zum Beispiel 130.000 Eintrittskarten verkauft, 1953 und 1954 sollen es sogar 180.000 Zuschauer gewesen sein.
Mit meinen Internetseiten möchte ich in die 50er Jahre zurückschauen lassen, als in der höchstgelegenen Ortschaft des Taunus - in Oberreifenberg (500 bis 800 m über dem Meeresspiegel) - die Motoren donnerten, heulten, dröhnten, sägten (DKW), jaulten, aber manchmal auch nur säuselten.
Oberreifenberg hatte damals etwa 1.000 Einwohner. 150 Rennfahrer, deren Monteure und Angehörige mussten untergebracht werden. Werksfahrer belegten die Hotels, die Privatfahrer wurden in den Rennwochen privat einquartiert. 2.000 Hände packten mit an. Die 1.000 Einwohner wurden zu Eintrittskartenverkäufern, Streckenposten, Würstchen- und Getränkeverkäufern, Strohballentransporteuren, Lieferanten, Einkäufern. Aus der Stadt kam Verstärkung von Polizei, Feuerwehr und Medizinern. Die Reifenberger schafften das!
Am Start waren Fahrer aus 16 Nationen, darunter 16 Weltmeister.
Umfangreiche Statistik über Motorradrennen finden Sie bei: