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Der Feldberg - Aussichtsturm 1904 und 2008 |
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"Die Feldberg-Gebäude und ihre Geschichte"
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Vor 400-300 Millionen Jahren,
im Zeitalter des Devon, Karbon und Perm, faltete sich bei der Kollision der Urkontinente Gondwana und Laurussia, sowie einiger Kleinkontinente, das gewaltige Variszische Gebirge auf, mehrere tausend Kilometer lang und vermutlich den höchsten Bergen, die es jemals auf der Erde gab.
Das heutige Deutschland wurde auf dem neu entstandenen Superkontinent Pangäa erstmals vereinigt, denn zuvor war jeweils ein Teil davon auf Gondwana und auf Laurussia. Die Subduktionslinie lag auf Äquatorhöhe, heute läge sie auf dem 50. Breitengrad.
Das Rheinische Schiefergebirge mit seiner höchsten Erhebung, dem Großen Feldberg im Taunus, 880,97 m ü. NN, gehört zu den Resten des damaligen Hochgebirges. Da Pangäa vor ca. 150 Mio Jahren in die heute bestehenden Kontinente zerlief, sind nicht nur in Europa Reste des Variszischen Gebirges zu finden, sondern auch in Asien und Amerika (Appalachen).
Heute ist auf dem Großen Feldberg neben den Türmen und sonstigen Gebäuden der Brunhildisfelsen aus Quarzitgestein ein markanter Aussichtspunkt.
500 bis 100 v. Chr. La Téne- oder Eisenzeit
Die Kelten nannten den Großen Feldberg "Daun" (oder "Dun"), was so viel wie "die befestigte Anhöhe" bedeutete. Auf dem Feldberg-Plateau fehlen jedoch keltische Spuren, doch die Ringwälle (ca. 400 bis 100 v. Chr.) auf dem Altkönig (Helmut Bode: keltisch ´alkin` = Höhe) und das Heidetränke-Oppidum an der ´Hohe Mark` (3./2. Jh. v. Chr.) zeugen von ihrer Präsenz im Taunus. Die Kelten verließen das Oppidum bereits wieder um die Mitte des 1. Jh. v. Chr., die Gründe dafür sind nicht genau bekannt. Als die Römer den Taunus besetzten, war die Kelten-Stadt längst verlassen.
Erstes Jahrhundert n. Chr.
Bei Tacitus (58 bis 120 n. Chr.), dem römischen Geschichtsschreiber, hießen unsere Berge bereits "Taunus".
Die Einheimischen jedoch, die die Bergkette stets vor Augen hatten, sprachen bis ins 20. Jahrhundert von der "Höhe". So führten einige Städte und Dörfer diese Zusatzbezeichnung im Namen: Bad Homburg vor der Höhe, Rodheim vor der Höhe und Rosbach vor der Höhe.
83 nach Chr.
weitete Kaiser Titus Flavius Domitianus (51 - 96 n. Chr.) das römische Einflussgebiet jenseits des Rheins nach Osten aus. In den von ihm begehrten Gebieten lebten germanische Chattenstämme, im Raum Wiesbaden/Taunus speziell die Mattiaker, die meist als ein Teilstamm der Chatten beschrieben werden. Möglich ist aber auch, dass es sich um einen an die Chatten tributpflichtigen Keltenstamm handelte. Domitians Truppen eroberten ostrheinische Gebiete in Höhe von Mainz (Mogontiacum), Gebiete im Taunus, das Gießener Becken und die gesamte fruchtbare Wetterau.
150 n. Chr.
Der Taunus- und Wetteraulimes entstand.
Unterhalb des Kleinen Feldbergs an der Weilquelle wurde das Feldberg-Römerkastell gebaut, Größe 78 x 93m. Es wurde von einer ca. 160 Mann starken Aufklärungstruppe, der Exploratio Halicanensium aus Ungarn belegt. Die örtliche Bevölkerung nannte die Reste des Kastells bis ins 20 Jahrhundert "Heidenkirche".
Der vermutlich erste Turm auf dem Großen Feldberg war ein römischer Limes-Wachturm, dessen Reste auch heute noch in nordöstlicher Richtung etwas unterhalb des Gipfels zu finden sind.
Die einheimische Bevölkerung nahm allmählich römische Lebensgewohnheiten an.
Es ist meistens leichter, Aussagen über das Leben der keltischen Kultur zu machen, als über das der Germanen. Die Kelten haben uns die Reste des Oppidums bei Oberursel und die Steine ihrer Ringwälle im Taunus hinterlassen, die Germanen hingegen bevorzugten zum Bau ihrer Häuser vorwiegend vergängliche Materialien wie Lehm und Holz. Holzpfosten hinterlassen zwar Erdverfärbungen, dennoch bleiben nur wenige Belege germanischer Existenz im Taunus. Hier sind wir auf die Niederschriften römischer Geschichtsschreiber angewiesen, die allerdings aus der Sicht der Sieger gefärbt sind.
3. bis 6.Jahrhundert
Die Franken besiedelten nach dem Niedergang des Weströmischen Reiches ab dem 4. Jh. den Taunus. Auch von ihnen konnten keine Spuren im Feldberg-Gebiet entdeckt werden, denn auch dieses germanische Volk hat erst um 800 n. Chr. Steinhäuser gebaut.
Durch Dendrochronologie (Baumringdatierung) mit Proben von über 10000 Eichen aus Schweden, Finnland, Frankreich, Deutschland, Österreich, Italien, haben Wissenschaftler herausgefunden, dass das Klima ab 250 n. Chr. verrückt spielte, es war für über 300 Jahre deutlich kälter und die Niederschläge waren um 70% höher als zuvor. Man nimmt an, dass diese Klimaänderung die Völkerwanderung von Nord nach Süd einleitete und den Niedergang des Römischen Reiches beschleunigte.
Ganz Europa war in Aufruhr, die germanischen Völker (Vandalen, Ost- und Westgoten, Langobarden und andere) drangen nach Süden vor, suchten neue Siedlungsgebiete und nahmen Völkern, die dort gelebt hatten, die Freiheit. Aus dem Osten kamen 375/376 die Hunnen und versetzten alle Menschen in Angst und Schrecken. Den Taunus dominierten jedoch die Franken.
535/536
ließen mehrere Naturereignisse das Erdklima durch Asche- und Staubpartikel in der Atmosphäre für fast hundert Jahre um geschätzte 3-4° sinken: der Ausbruch des Ilopango-Vulkans im heutigen El Salvador, des Proto-Krakatau-Vulkans im heutigen Indonesien und zwei in Erdnähe nördlich von Australien explodierende Kometen (Kanmare, 18km Durchmesser, 572 n. Chr., und Tabban, 12km Durchmesser, 586 n.Chr.).
Folge: Ernten blieben aus, die Menschen hungerten, ein Drittel der Europäer starben an der Pest und anderen Seuchen.
575 n. Chr.
wurde der austrasische König Sigibert I (535-575) von seinem Halbbruder und König von Neustrien (Westfrankenreich) Chilperich I (561-584) und dessen Konkubine Fredegunde ermordet. Um Fredegunde ehelichen zu können, hatte Chilperich zuvor seine erste Ehefrau ermorden lassen.
Thronfolger für Austrasien (Ostfrankenreich, Hauptstadt Metz!) war Sigiberts Sohn Childebert II (570-596). Da der Junge zum Zeitpunkt der Thronbesteigung erst fünf Jahre alt war, führte die Ehefrau Sigiberts Brunichildis die Regierungsgeschäfte. Childebert starb 596 plötzlich. Mord? Nun war dessen Sohn Theudebert II (585-612) dran, auch erst elf Jahre alt, Brunichildis führte weiterhin die Regierungsgeschäfte. Ihr netter Enkel ermordete indes seine erste Frau Bilichildis eigenhändig, um Teudechilde heiraten zu können. Deren Sohn Merowech wurde als Säugling 612 von Vaters Feinden umgebracht.
Theudebert II und zwei seiner Söhne wurden 612 von seinem jüngeren Bruder Theuderich II (587-613), König von Burgund, ermordet. Nur ein Jahr regierte er von Metz aus über Burgund und Austrasien, dann starb er überraschend im Alter von 25 Jahren.
Brunichildis erhob ihren Urenkel Sigibert II. (602-613), den ältesten Sohn Theuderichs auf den Königsthron Austrasiens. Das veranlasste Chlothar II (584-630) von Neustrien (Westfranken), den 11-jährigen Jungen und dessen Bruder ermorden zu lassen.
Wenige Wochen später ließ er auch Brunichildis (548-613) gefangen nehmen und von einem Pferd zu Tode schleifen.
Nicht einmal Raymond Chandler oder Edgar Allen Poe hätten sich eine solche Kriminalgeschichte ausdenken können, keiner der Männer hat das 45ste Lebensjahr erreicht. Und für alle hat Brunichildis die Regierungsgeschäfte geführt: für Ehemann, Sohn, Enkel und Urenkel.
Und was hat nun dieser Kriminalfall vor 1400 Jahren mit dem Großen Feldberg zu tun?
Austrasien (Ostfranken) mit der Hauptstadt Metz reichte damals von dem heutigen Utrecht im Norden bis Basel im Süden und von Ostende im Westen bis Kulmbach am Frankenwald. Der Große Feldberg im Taunus lag mittendrin.
Durch den gewaltsamen Tod der Brunichildis, bildeten sich rasch Legenden um sie. Sie wurde zur mythologischen Gestalt, der man allerlei Wunderdinge zusprach. Viele glauben, dass die Brunhild der Nibelungensage in Wahrheit Brunichildis ist und dass sie auch die Vorlage zur Brunhildis-Sage ist:
Nicht hinter Rosensträuchern wie Dornröschen, sondern hinter einer Flammenwand schläft die Walküre hier auf ihrem Brunhildisfelsen auf dem Feldberg-Plateau bis der Held Sigurd sie erweckt.
Wir überspringen ein paar Jahrhunderte.
1043
wurden in einer Urkunde des Erzbischofs Bardo von Mainz der Feldberg (veltperg) und der Brunhildisfelsen (lectulus Brunhildae / das Bett der Brunhilde) erwähnt.
Veltperg, Nantosvelta! Nantosvelta nannten die Kelten eine ihrer Göttinen. Man weiß, dass sie an besonderen Orten (Bäumen, Felsen, Quellen) ihre Götter verehrten. Warum also nicht auch hier oben auf dem Berg mit seinem Quarzit-Felsen.
Der Brunhildisfelsen 2008 |
1205
Ab diesem Jahr hätte man vom Brunhildisfelsen aus den Baubeginn der Reiffenberger Burg beobachten können. Mit Cuno von Reiffenberg entstand die Herrschaft Reiffenberg, die bis
1667
bestand. Während seine Truppen die Burgen Reiffenberg und Hattstein besetzten, ließ der Mainzer Erzbischof den letzten Reiffenberger Ritter Philipp Ludwig in Würzburg gefangen nehmen und zunächst auf der Festung Marienburg, später auf der Burg Königstein, einkerkern. Philipp Ludwig von Reiffenberg starb 1686 nach 18-jähriger Kriegsgefangenschaft. Sein Schwager Graf von Bassenheim übernahm den Besitz.
1730
wurden die sterblichen Überreste des Ritters Philipp Ludwig in die 1710 erbaute Hl. Kreuz-Kapelle/Oberreifenberg überführt.
Mit Goethe steigen wir um ins Präsens: 1763
besteigt der 14-jährige Goethe mit anderen jungen Leuten aus Frankfurt den Feldberg. In Dichtung und Wahrheit erwähnt er auch Ausflüge nach Homburg, Kronberg (Kroneburg) und Königstein.
1766
Zur Zeit des Siebenjährigen Krieges herrscht im Taunus bittere Armut. Viele Söhne suchen in den Städten nach Erwerbsmöglichkeiten.
1766 wandern ca. 20 Reifenberger Bürger/innen in die Gegend von Astrachan an der Wolga aus. Seit 1722 wirbt Zarin Katharina II Westeuropäer zur Besiedelung russischer Steppengebieten an. Sie verspricht ihnen Land, freie Religionsausübung, 30 Jahre Steuerfreiheit, Militärfreiheit und Selbstverwaltung.
1783-84
Dieser Winter, und auch der folgende 1784-85, sind extrem kalt und schneereich. Im Januar ist es auf dem Großen Feldberg bis zu -30° Grad Celsius kalt. Im Sommer zuvor waren auf Island (Laki-Ausbruch: 15km³ Lava flossen aus der Kraterreihe und verteilte sich auf einer Fläche von 565km². 120 Mio. Tonnen Schwefeldioxid vergifteten Äcker und Weiden) und in Japan (Asama) Vulkane ausgebrochen, die für zwei bis drei Jahre die Sonneneinstrahlung auf der Nordhalbkugel der Erde durch eine Schwefelgas-Asche-Wolke verringerte. Die Folge: Missernten in ganz Europa, auf den ohnehin kargen Böden des Hochtaunus starke Ernteausfälle.
18.10.1814
An diesem Tag steht Ernst Moritz Arndt (1768 - 1860) auf dem Brunhildisfelsen und hält eine Rede ans Volk. Mehrere Tausend Menschen sind an diesem 18. Oktober 1814 auf den Feldberg gekommen, um dort den ersten Jahrestag des Sieges über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig zu feiern. Am Abend brennen auf dem Feldberg und auf vielen Taunus-Anhöhen Freudenfeuer. Es sind mehrere hundert.
Vor einem Jahr hatten erstmals die größten deutschsprachigen Länder (mit Ausnahme von Sachsen) in einer Allianz mit Russland und Schweden nicht gegeneinander, sondern miteinander gegen einen gemeinsamen Gegner gekämpft. 92000 Soldaten starben.
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Aus Helmut Bodes "Das Feldberg-Buch", Verlag Waldemar Kramer |
1815
Auf nun folgenden dem ´Wiener Kongress` unterzeichnen 41 Fürstentümer und freie deutsche Städte die Verträge zum "Deutschen Bund". Napoleon hat ungewollt erste Anfänge zur Bildung eines deutschen Staates gefördert. Er hat bei denen, die gegen ihn kämpfen mussten, Zusammengehörigkeitsgefühle geweckt. Allerdings bleiben Neuordnungspläne des Freiherren vom Stein für einen engeren Zusammenschluss der deutschen Staaten noch unberücksichtigt. Die restriktive Politik des Fürsten Metternich, Minister des Kaiserreichs Österreich, sorgt für ein weiteres Jahrhundert der Kleinmonarchien in Deutschland. Auch die übrigen europäischen Staaten fallen wieder in alte Alleinherrscherstrukturen zurück. Keine Versammlungsfreiheit, keine Pressefreifeit; wenn drei Personen beieinanderstehen, geraten sie unter Verdacht.
Es bleiben die Wanderungen zu Feldberggipfel, sie sind kontrollierbar, man kennt die Teilnehmer, und man kann frei politisieren.
Arndt, Schriftsteller und später Alterspräsident der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche, hofft jetzt, wie eine Reihe anderer Intellektueller, auf eine baldige Vereinigung der deutschen Staaten nach Leitsätzen der ´Französischen Revolution` in ihren Anfängen von 1789.
Aber noch wollen die regierenden Fürsten nichts von ihrer Macht abgeben. Wer sich für eine von der Willkür der Fürsten befreite Staatsform einsetzt, der wird verfolgt.
Georg Büchner gründet die ´Gesellschaft für Menschenrechte` und verfasst eine Flugschrift ´Friede den Hütten, Krieg den Palästen` und muss 1835 nach Straßburg fliehen.
1816
ist das ´Jahr ohne Sommer`. Der Tambora aus Sumbawa (heute Indonesien) bricht aus, die Auswirkungen ähneln denen der Jahre 1783/84. Auch in Europa fällt Ascheregen. Die Durchschnittstemperaturen sinken um fast 4°. Wieder Missernten! Die knappen Lebensmittel werden für die nächsten drei Jahrzehnte teurer, wieder hungernde Menschen, eine Auswanderungswelle nach Nordamerika, Südrussland, Bessarabien, Krim, Georgien und in den Kaukasus ist die Folge. Wissenschaftler schätzen, dass etwa 200000 Menschen in Europa an den Auswirkungen der Katastrophe gestorben sind. Genauere schriftliche Aufzeichnungen über die Auswirkungen im Taunus fehlen.
1832
gehört Hambach bei Neustadt an der Weinstraße zum Wittelsbacher Machtraum. König Ludwig I verbietet alle politischen Versammlungen. Deshalb treffen sich 30000 Menschen zu einem ´Volksfest`, dem ´Hambacher Fest`. Die Teilnehmer fordern ein vereinigtes Deutschland, Freiheit und Demokratie. Was diese Ereignisse mit dem Feldberg zu tun haben, das lesen Sie bitte weiter unten.
1837
setzt der König von Hannover gleich zu Regierungsbeginn die Verfassung außer Kraft. Jacob Grimm (1785-1863), später Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung von 1848, ist zu dieser Zeit, wie auch sein Bruder Wilhelm (1786-1859), Professor an der Universität Göttingen. Die Brüder und fünf weitere Professoren werden 1837 entlassen und des Landes verwiesen, als sie einen Protest gegen diesen Rechtsbruch formulierten.
Es wird nicht das letzte Mal sein, dass deutsche Intellektuelle aus ihrem Heimatland vertrieben werden.
Man muss die Zeit verstehen, um die folgenden Aktivitäten auf dem Großen Feldberg verstehen zu können.
20.1.1842
Fritz Emminghaus aus Usingen ruft in dem Beiblatt des "Frankfurter Journals" zum Bau eines Aussichtsturmes auf dem Feldberg auf. Bereits am 5. Februar 1842 gründen 23 Frankfurter, unter ihnen der Verleger August Ravenstein, und zwei Homburger eine "Commission für Erbauung eines Hauses auf dem Feldberg". Man einigt sich auf ein Haus mit integriertem Turm.
1843
beschreibt der Pfarrer, Dekan und Schulinspektor Christian Daniel Vogel die Aussicht vom Feldberg in südlicher Richtung wie folgt:
Man siehet hier den Rhein wie einen Silberfaden von Straßburg her kommen, den Main kann das Auge bis Aschaffenburg verfolgen, und die ganze herrliche Gegend liegt wie eine Landkarte zu unseren Füßen, auf der man 12 Städte und gegen 100 Dörfer zählen kann.
Am 20. Juni 1844
findet auf dem Feldberg ein Volks- und Turnfest statt. Es werden Gelder für das geplante Feldberghaus gesammelt. Musik- und Gesangvereine spielen auf, die Jugend von Reifenberg trägt unter der Leitung ihrer Lehrer "schöne Lieder" vor. Ab 21h30 ist der Gipfel bengalisch beleuchtet. Wirte aus Königstein, Kronberg, Oberursel und Homburg bieten Getränke und Bratwurst an, die Festwirtschaft hat Johann Anton Ungeheuer (1821 - 1910) aus Reifenberg übernommen. Der wichtigste Ideengeber zu alledem ist August Ravenstein.
1845
Das Feldbergfest wird unter Ravensteins Vorsitz als Turnfest fest installiert, muss aber
1848/49
wegen der Reaktion des herrschenden Adels auf das Bestreben des Paulskirchen-Parlaments in Frankfurt, aus den vielen Kleinstaaten ein Gesamt-Deutschland zu machen, mehrmals ausfallen. Der Landgraf von Homburg verbietet zehn Jahre lang das Betreten seines Feldberg-Drittels. An den Feldbergfesttagen lässt er zeitweilig 200 Soldaten aufmarschieren, die seinen Besitz absperren.
Die deutschen Landesherren fürchten die von Turnvater Friedrich Ludwig Jahn gegründete Turner- und Wanderbewegung, die von Anfang an politisch-militärisch motiviert ist. Sein Ziel ist es, die Jugend auf den Kampf gegen die französische Besatzungsmacht vorzubereiten und ein geeintes Deutschland zu schaffen.
Beim Wandern können die jungen Leute frei reden. Sie entziehen sich auf diese Weise der Kontrolle der Obrigkeit in den Städten, wo Versammlungen nicht erlaubt sind. Ähnlich den griechischen Philosophen (Platon, Epikur) und deren Schüler trifft man sich vor der Stadt. In unserem Fall ist der Feldberg ein beliebtes Ziel.
Die patriotischen Forderungen der Bewegung, die Kleinstaaten in einer demokratischen Republik zu vereinen, die den Menschen Freiheit und uneingeschränkte Bürgerrechte garantiert, geht den Potentaten zu weit. Jahn, der auch Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung ist, verbringt fast sechs Jahre seines Lebens in Gefängnissen.
Die anderen beiden Anteile des Feldberg-Plateaus gehören der ´Freien Reichsstadt Frankfurt` und dem Herzogtum Nassau.
Die Aristokraten haben Angst, Einfluss und Besitztümer zu verlieren. Die Mächtigen schikanieren die "Bürger", die sich so allerdings nicht mehr nennen dürfen, sie sind jetzt nur noch "Untertanen".
Sieben Millionen Menschen wandern in der Zeit von 1814 bis 1914 aus deutschen Staaten aus, die meisten nach Amerika. Die Gründe hierfür sind Hunger (Weber) und Verfolgung durch die regierenden Monarchen. 80 000 deutsche Frauen und Männer arbeiten in Paris zu Niedrigstlöhnen, aber immerhin haben sie eine Arbeit. (Von 1840 bis 1939 wandern 55 Millionen Europäer nach Nord- und Südamerika aus).
Berühmte Dichter emigrieren oder flüchten ins Exil: Ferdinand Freiligrath (1810-1876), Heinich Heine (1797-1856), unter dessen Loreley-Lied während der Nazizeit in den Liedertextbüchern ´Dichter unbekannt` stand, Ludwig Börne (1786-1837) und Hoffmann von Fallersleben (1798-1874). Von ihm stammt der Text unserer heutigen Nationalhymne, ´Einigkeit und Recht und Freiheit`.
1849
Das Feldbergfest findet in diesem Jahr auf dem Fuchstanz statt.
Aus Reifenberg wird Oberreifenberg und Niederreifenberg: Bürgermeister von Oberreifenberg wird Johann Anton
Getrennt: Ober- und Niederreifenberg
1852-53
wird die 1828 errichtete Holzhütte auf dem Plateau durch eine neue ersetzt. Aber auch diese Schutzhütte für Wanderer fällt bald darauf der rauen Witterung zum Opfer.
1853
erstellt Johann Anton Ungeheuer (1821-1910), Besitzer des ´Hauses Ungeheuer` in Oberreifenberg (heute Haus Reifenberg) und zugleich Bürgermeister der Gemeinde, mit der "Commission für die Erbauung eines Hauses auf dem Feldberg" einen gemeinsamen Bauplan. Mit dem Bau selbst kann aber noch nicht begonnen werden, weil der Herzog von Nassau das Vorhaben fünf Jahre lang blockiert.
Johann Anton Ungeheuer im Kreis von acht seiner elf Enkel/innen
Aufnahme von 1909
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Der Wille, das Haus zu bauen bleibt bestehen. Die Männer brauchen es. Auf ihren Wanderungen durch die Wälder des Taunus hinauf zum Feldberg können sie sich der allgegenwärtigen Staatsgewalt entziehen und politisieren. Eine Wanderbewegung entsteht.
1855
wird ersatzweise eine größere Bretterhütte am Brunhildisfelsen gebaut, deren Bewirtschaftung Johann Anton Ungeheuer übernimmt. Ungeheuer ist auf einem Bild des Malers Heinrich Gustav Adolf Schmitz (1825 -1894) zu sehen. Von diesem Bild existiert nur noch eine Fotografie, weil das Original 1931 im Münchener Glaspalast verbrannte. In der Bretterhütte legt die "Commission" ein Fremdenbuch aus, in das sich die Besucher eintragen können. August Ravenstein ist darin mehrfach vertreten. Hier Verse von ihm:
1858
hat die Hausbau-Commission 2800 Gulden Spendengelder zusammen, sogar der Herzog von Nassau
leistet einen Beitrag. Man kauft jetzt von der Gemeinde Oberreifenberg zwei Morgen Land zu je
50 Gulden, um das Haus auf Nassauer Boden zu errichten. Den ursprünglichen Plan, das Haus mit
integriertem Turm auf dem höchsten Punkt des Berges zu errichten, vereitelt der Homburger
Landgraf. Er verweigert die Baugenehmigung.
1859
stirbt der Naturforscher Alexander von Humboldt (1769-1859). Er hat den Taunus "das schönste
Mittelgebirge der Welt" genannt. Gefunden von Prof. Eugen Ernst.
Am Sonntag, den 26.6. kann August Ravenstein endlich den Grundstein zum Bau des
Feldberghauses legen, das nach einem Riss des Architekten Velde aus Diez, der schon 1853 den Bau der neuen
Oberreifenberger Georgskirche leitete, gebaut werden soll. Die Gesamtkosten sollen 5000 Gulden nicht übersteigen.
Nach dem Gesang der festlich geschmückten Oberreifenberger Schuljugend hält August Ravenstein die
Festrede und der Professor der Baukunst am Städelschen Institut Friedrich Maximilian Hessemer trägt
sein zu diesem Anlass verfasstes Gedicht vor, das 17 Strophen umfasst. In seiner gereimten
Ansprache kommt dreimal das Wort ´Vaterland` vor und ist nur vor dem Hintergrund des Scheiterns
der Revolution 1848/50 und den nachfolgenden Unterdrückungen und Bedrückungen der Menschen zu
verstehen, die immer noch auf ein geeintes Deutschland hoffen. Eine dritte Rede folgt. Der Nagelschmied
Friedrich Marx aus Arnoldshain hält sie.
1859-60
Die Bauzeit beträgt unter schwersten Bedingungen 14 Monate. Der Große Feldberg ist noch nicht
erschlossen. Keine Straße führt nach oben, nur schmale Wege und Pfade, ähnlich wie das heute
noch am Altkönig der Fall ist. Mit Pferdefuhrwerken holt man die Bausteine heran. Um die
mühseligen Wege zu verkürzen, kauft man in Reifenberg noch verwendbares Baumaterial von
abgerissenen Häusern, Scheunen und Ställen auf.
Am 12. August 1860
weiht Ravenstein das Feldberghaus ein, das ein Gastzimmer und zehn Schlafstellen und einen 40
Fuß (13m) hohen Turm hat. Natürlich hält er auch die Festrede, in der er von einem
gemeinnützigen vaterländischen Werk spricht. Am Schluss übergibt er Haus und Gelände samt
allen darauf
ruhenden Lasten und Gerechtsamen an Johann Anton Ungeheuer, der die Bewirtschaftung und die
Restfinanzierung übernimmt.
Es folgen weitere Redner, darunter Fritz Emminghaus aus Usingen und der Nagelschmied Friedrich
Marx aus Arnoldshain.
Ein Problem bleibt allerdings ungelöst. Es gibt kein Wasser auf dem Feldberg, und so muss in
den
nächsten Jahrzehnten jeden Tag ein Hotelangestellter mit einem Hundegespann hinunter zur
Weilquelle am Numerus-Römerkastell Kleiner Feldberg fahren, um einige Kannen Wasser zu holen.
Das "Alte Feldberghaus" wird 35 Jahre allein auf dem Plateau des Großen Feldbergs stehen. Dann
gibt es 1895 und 1899 Konkurrenz.
1861
Die Schikanen gegen die Turner, Sänger und zuschauende Besucher des Feldbergfestes gehen weiter.
Der Landgraf von Hessen-Homburg lässt auf seinem Drittel des Feldberg-Plateaus Fichten pflanzen.
1866
verkündet Wilhelm I. die Eingliederung der Landgrafschaft Hessen-Homburg, des Herzogtums Nassau
und der bis dahin freien Stadt Frankfurt in das Königreich Preußen. Und somit finden die Spiele
1867
erstmals auf preußischem Boden statt.
1868
gründet August Ravenstein im ´Alten Feldberghaus` die erste deutsche Touristen-Vereinigung,
den ´Bund der Feldbergläufer`. Der Verein nennt sich jedoch bald "Taunusklub" und sieht sich nicht nur als
Wanderverein, sondern seine Mitglieder bauen auf vielen Berggipfeln Aussichtstürme, errichten
Schutzhütten, legen Wege an und markieren sie. Als besonders wichtig erweisen sich die sozialen
Dienste des neuen Klubs. Man versorgt notleidende Menschen im Hoch- und Hintertaunus mit Kartoffeln und
Saatgut, man installiert eine Korbflechterschule in Grävenwiesbach und die Lehrerin Emilie Seipp
aus Frankfurt lehrt Frauen aus Ober- und Niederreifenberg die Filet-Kunst.
18.1.1871
im Feldberghaus feiern Mitglieder des Taunusklubs die Proklamation Wilhelms des I. zum Deutschen
Kaiser. Erstmals ist Deutschland geeint. Es wird einen Reichstag geben, allerdings dürfen nur
Männer wählen, die älter als 25 Jahre sind. Das Parlament darf nur mitbestimmen. Es ist noch ein
weiter Weg bis zu einer funktionstüchtigen Demokratie.
1871
Fritz Emminghaus, Mitbegründer der Feldbergfeste und Initiator des Baus des Feldberghauses, ist tot.
Das Feldberghaus muss bereits um 115 m² erweitert werden. Der Turm ist bereits baufällig und wird
abgebaut. August Ravenstein ist Gast bei der Einweihungsfeier des Anbaus am 25.8.1872.
1874
wird hauptsächlich von italienischen Gastarbeitern die sogenannte Kanonenstraße
Oberursel - Sandplacken - Schmitten am Feldberg vorbei gebaut. Dorthin führen, neben einigen
Wanderpfaden, nach wie vor nur Schotterwege vom Roten Kreuz und vom Sandplacken her.
1875
An 17. Juni wird auf dem Feldberg Katharina Ungeheuer geboren, eine von sechs Töchtern des
Feldberg-Wirtes. Sie wird später den Bürgermeister von Oberreifenberg Theodor Bonaventura Sauer
heiraten.
Im Juli wird das Feldbergfest wegen eines Gewitters abgebrochen und im August auf dem Neroberg
in Wiesbaden wiederholt.
1878
Das Jubiläumsfeldbergfest wird vom Landrat in Bad Homburg zunächst verboten. Es werden
sozialdemokratische Aufmärsche befürchtet. Angesehene Turner aus Frankfurt erreichen unter
strengen Auflagen die Rücknahme des Verbots. 40 ältere Turner müssen dafür sorgen, dass nicht in
geschlossenen Trupps marschiert wird, dass keine Corporationen aufziehen, dass das Mitführen von
Fahnen, Trommeln und Musikinstrumenten unterbleibt. Die 40 ordnenden Turner müssen aus Frankfurt,
Wiesbaden, Homburg und Usingen sein, auf keinen Fall jedoch aus Offenbach, Hanau oder Höchst.
22.6.1879
Das Feldbergfest muss wegen schlechten Wetters in Höchst am Main auf der Wörthspitze stattfinden.
Preisverleihung im Bürger-Casino.
1880
Auf Betreiben August Ravensteins werden über 20 Schwesternstationen eingerichtet. Die Dernbacher
Ordensfrauen pflegen in den Taunus-Dörfern Kranke und ihre Häuser sind zugleich Kindergärten.
1881
Der Taunusklub versorgt 13 Taunus-Gemeinden, darunter alle Hochtaunusdörfer, mit Saatkartoffeln,
Lebensmitteln und Sachspenden.
1881
stirbt August Ravenstein (72), Verleger, Gründer des Feldbergfestes, des Taunusklubs und
Mitbegründer des Frankfurter Palmengartens.
Gottlieb Schnapper-Arndt (* 1846 in Frankfurt am Main, + 1904 in Halberstadt) lebt 1881 ein
Jahr lang mit den Bewohnern der fünf Hochtaunus-Dorfgemeinden. Er betreibt dort statistisch-soziologische Feldforschung.
Später schreibt er in Tübingen seine Dissertation darüber und veröffentlicht sie. Er ist damit der Begründer dieser Sparte
der Soziologie.
Schnapper-Arndt beschreibt in seinen Aufzeichnungen die für heutige Verhältnisse unfassbare Armut
der Menschen, die trotz 16-stündiger Arbeit in kleinen Nagelschmieden, beim Filetknüpfen,
Haarklemmenstecken oder der Feldarbeit kein Auskommen finden. Auch Kinder
arbeiten 16 Stunden am Tag, nur von vier Schulstunden unterbrochen.
Im Hochtaunus gibt es 1881 295 Nagelschmieden. Für einen Nagel benötigt der Schmied 25
Hammerschläge. Wenn er seine meist große Familie ernähren will, dann muss er in fünf Tagen 12500
Nägel herstellen, und sie am sechsten Tag an Händler in den großen Städten Frankfurt und
Wiesbaden verkaufen.
1882
Johann Georg Daniel Ungeheuer (1844 - 1898), genannt Feldberg - Johann, Rufname Hansjörg, und seine Ehefrau
(seit 1872) Agnes, geb. Waldschmitt (1851 - 1900) aus Oberreifenberg übernehmen das ´Alte
Feldberghaus` aus den Händen von Johann Anton Ungeheuer, der aber das Haus Ungeheuer
(heute Haus Reifenberg) in Oberreifenberg weiterführt.
1882
Der Taunusklub errichtet Schüler-, Studenten- und Lehrlingsherbergen im Taunus.
1893
wird das 25jährige Bestehen des Taunusklubs gefeiert. Das Feldberghaus ist mit bunten Fahnen und
Tannengrün geschmückt.
1894
schreibt August Knyrim, der Nachfolger Ravensteins als Taunusklubvorsitzender, dass sich stets
am 1. Jan. Naturfreunde treffen, die gemeinsam mit dem Zug nach Cronberg fahren und dann
über Falkenstein und dem Fuchstanz zu dem auf dem Gipfel des Feldbergs hausenden "Ungeheuer" wandern.
Gemeint ist der Feldbergwirt gleichen Namens. Er wird im Gästebuch immer wieder genannt:
1894
darf erstmals eine Frau die meisten Taunusklub-Touren mitwandern.
1895
wird das ´Neue Feldberghaus`, Inh. Friedrich Sturm, Niederreifenberg, eingeweiht.
1896/97
baut Philipp Gutacker das dritte Feldberghaus ´Walküre`, Besitzer ist Jakob Ungeheuer aus
Niederreifenberg.
22.9.1898
Der Wirt des ´Alten Feldberghauses` Johann Georg Daniel Ungeheuer stirbt in Oberreifenberg.
Zu den Hinterbliebenen gehören 6 Töchter und 4 Söhne.
1898
Hier unkommentiert der Besuch des Prinzen von Wales, dem Sohn von Queen Victoria und
späteren König Edward VII (1901-1910) im ´Alten Feldberghaus`. Es handelt sich um den selben
Prinzen, der in Homburg einen Hut für sich entdeckte und anfertigen ließ, der dann unter
dem Namen Homburger bekannt wurde:
1900
1901
Unter dem Taunusklub-Präsidenten Peter Kittel kommt es zur Grundsteinlegung für den Bau
eines festen Thurmes auf dem Feldberg. Einen Saal, der 150 Ausflüglern Unterkunft bietet,
und eine Türmer-Wohnung sollen darin eingerichtet werden. Die Klub-Mitglieder hatten dafür jahrelang Spenden gesammelt.
Architekt ist Adolf Haenle, Baufirma Holzmann aus Frankfurt.
1902
findet bereits die Einweihung des 30m hohen Turmes statt. Festredner sind der Frankfurter Oberbürgermeister Franz
Adickes und Peter Kittel.
Kaiser Wilhelm II. ist einer der etwa 10 000 Besucher.
In Büchern und auf Postkarten aus dieser Zeit wird das ´Alte Feldberghaus` meiner
Ungeheuer-Vorfahren als ´Absteige-Quartier für hohe und höchste Herrschaften` bezeichnet.
Der Kaiser und seine Familie, aber auch englischer Adel, machten vorzugsweise in Wiesbaden und in Bad Homburg Erholungsurlaub.
Wenn die Herrschaften nachmittags mit ihren Kutschen auf dem Großen Feldberg einzukehren gedachten, dann suchten bereits
morgens Bedienstete meinen Großvater auf und bestimmten, welche Räumeabzusperren seien. Kam der Kaiser selbst, so musste auch
ein Terrain um das Haus herum gesperrt werden.
Um die Jahrhundertwende hatte sich der Fotograf Erhard auf dem Feldberg niedergelassen. Auf alten Postkarten aus dieser Zeit
kann man sein kioskähnliches Atelier finden. Er fotografierte Wanderer vor den imposanten Motiven des Feldberg-Plateaus
und diejenigen, denen dies nicht ausreichte, wurden vor einer Leinwand mit Südseemotiven postiert.
26.5.1902
Die Brüder Jean (1877 - 1952) und Christian Ungeheuer (1881 - 1931) übernehmen das "Alte
Feldberghaus". Jean ist in Monaco zum Hotelier ausgebildet worden, Christian hat den Beruf des Küfers erlernt.
1904
Martin Pfeifer wird auf einer ´Neckarsulm`, die eine Motorleistung von 2,5 PS hat, mit einem
Schnitt von 38 km/h erster Sieger eines Motorradrennens am Großen Feldberg im Taunus. Die
Behörden mussten für den Renntag die damals erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 30km/h aufheben.
1907
An der Nord- und Ostseite des ´Alten Feldberghauses` wird eine Terrasse angebaut.
Am 10.3.1910 stirbt Johann Anton Ungeheuer 89jährig. Er war der erste Wirt des ´Alten Feldberghauses`.
16.4.1910
Das Kaiserpaar, Prinzessin Viktoria Luise und Gefolge besucht den Großen Feldberg.
8.9.1910
Auch die Zarenfamilie beehrt das ´Alte Feldberghaus`.
1913
errichtet der Physikalischen Verein Frankfurt/Main auf dem Kleinen Feldberg/Ts. (826 NN) ein Wetterdienst-
und Erdbeben-Observatorium, finanziert aus Spenden Frankfurter Bürger. Erster Direktor des Taunus-Observatoriums ist der
Prof. für Meteorologie und Geophysik Franz Linke (1878-1944).
Einer der ersten Besucher ist Kaiser Wilhelm II.
Seit Gründung der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main im Jahre 1914 ist es eine Außenstelle des Instituts für
Meteorologie und Geophysik.
°
Bei einer Bergprüfung für Automobile belegen Fahrzeuge der Firma Adler /Frankfurt die vier ersten Plätze.
°
Seit dem 14. Mai gibt es elektrisches Licht in den Gasthäusern des Großen Feldbergs.
Und, noch wichtiger, ein elektrisches Pumpwerk befördert jetzt Wasser aus dem Quellgebiet des Weilbachs am Römerkastell
zu den Gipfeln des Großen und des Kleinen Feldbergs. Von hier versorgen Leitungen den Turm, die drei Gasthäuser
und das Feldbergobservatorium.
°
1914-18
Erster Weltkrieg. Von den 70 Millionen kämpfenden Soldaten sahen 17 Millionen nicht mehr ihre Heimat.
Am 20.12.1918
besetzt französisches Militär das Feldberg-Plateau, es darf von Deutschen nicht mehr ohne Genehmigung
betreten werden. Am selben Tag wird auch Reifenberg besetzt.
An Stelle der Feldbergfeste finden in Homburg und Mainz-Kastel Ersatzveranstaltungen statt.
Ab 1922 dürfen erstmals auch Frauen an den Spielen teilnehmen.
1920
Am 31. Oktober finden die ersten Feldbergrennen für Automobile und Motorräder nach dem Ersten
Weltkrieg statt. In den 20er Jahren auf der Strecke Hohe Mark - Sandplacken, in den 30ern dann
von der Hohe Mark zum Feldberg-Gipfel. Den Siegern dieser Rennen ist in den Statistiken gebührend
viel Platz gewidmet. Deshalb möchte ich an dieser Stelle nur die Leistungen der Siegerinnen würdigen.
Niemals mehr gibt es so viele erfolgreiche Berufsrennfahrerinnen wie in den 20er Jahren.
Hier die Klassensiegerinnen bei den Feldbergrennen:
Dieser Frauenemanzipation nach dem Ersten Weltkrieg beschränkt sich nicht nur auf schnelles
Auto- oder Motorradfahren, sondern auf fast alle Lebensbereiche. Besonders in der Mode zeigt
sich das neue weibliche Lebensgefühl. Kurze Haare, kurze Röcke oder Hosen, Glockenhüte,
Modeschmuck und Lippenstift. New-Orleans-Jazz und Charleston. Viele Frauen verdienen jetzt ihr
eigenes Geld. Sie trieben Sport: Tennis, Eislauf, Ski, Motorsport und Motorfliegerei. Das bringt ihnen Selbstvertrauen.
Frauen dürfen in Deutschland seit 1918 wählen.
Die Nazis bereiten der Frauenemanzipation ein jähes Ende. Das passive
Wahlrecht wird ihnen von Adolf Hitler 1933 wieder entzogen.
Nach dem Ausscheiden seines Bruders Jean, verkauft Christian Ungeheuer das ´Alte Feldberghaus`
an Herrn Plade und dieser an Carl August Hahn aus Kronberg. Auch Jakob Ungeheuer (*13.3.1871), verkauft 1921 sein
Feldberg-Gasthaus ´Walküre`. Neuer Besitzer: Karl Geis, Königstein. Jakob Ungeheuer eröffnet
ein Gasthaus in Niederreifenberg und ist dort ab 1924 Bürgermeister.
1922
1924
Die französische Besatzungskommission setzt Herrmann Kowald/Oberreifenberg als Förster und
Hegemeister des Feldberg-Forstreviers ein. In seiner Amtszeit werden der nach dem jüngeren
Bruder Kaiser Wilhelms II benannten Prinz-Heinrich-Weg vom Roten Kreuz zum Großen Feldberg,
als auch der Weg vom Sandplacken zum Großen Feldberg zu Straßen ausgebaut. Auch der Bau der
"Großen Feldberg-Sprungschanze" am Nordwesthang fällt in seine Amtszeit.
1926
60 Jahre Taunusklub.
Am 10.9.1926
treten die Verträge von Locarno in Kraft. Deutschland wird wieder Mitglied des
Völkerbundes, die französischen Truppen heben die Sperre des Feldberg-Plateaus auf, ziehen aber erst am 30.6.1930 ab.
Am 18.9.1926
besuchen Komponist Paul Zilcher (1855-1943) und seine Frau Emmy das ´Alte Feldberghaus`. Paul Zilcher schenkt uns im
Gästebuch ein ´Moderato`. Ob das schon einmal gespielt wurde?
1927
25 Jahre Feldberg Aussichtsturm.
1927 besitzt Carl August Hahn alle drei Feldberg-Gasthäuser, von denen er aber nur noch das
´Alte Feldberghaus` bewirtschaftet. Die über 10-jährige Beschlagnahme des
Feldberg-Plateaus durch die französischen Truppen und die Wirtschaftskrise hat ein Bewirtschaften
von drei Häusern unrentabel gemacht. Da die Gasthäuser ´Walküre` und ´Neues Feldberghaus Sturm`
auf dem Boden der Gemeinde Niederreifenberg stehen, fordert die Gemeinde die Rückgabe der
Häuser und Grundstücke, um sie vor dem Verfall zu bewahren.
1928
Ab 14.5.1928 probte die Jazzband "Weintraubs Syncopators" mit Franz Wachsmann, Kurt Kaiser, Paul Aronovici,
Horst Graff, Ansco Bruinier und Stefan Weintraub im ´Alten Feldberghaus` für ein Gastspiel im Frankfurter Städtischen
Schauspielhaus. Die damals weltweit bekannteste deutsche Jazzband war in 20 Spielfilmen zu sehen, u. a. in "Der blaue Engel"
mit Marlene Dietrich.
Jörg Süßenbach und Klaus Sander drehten 2000 einen Film über das Schicksal der Band.
Mit dem NS-Regime ging in Deutschland in allen Bereichen eine Blütezeit der Kunst zu Ende.
Bis heute, 2010, ist der Rückstand, in den Deutschland dadurch geraten ist, nicht ganz aufgeholt.
Gleiches gilt auch für fast alle Wissenschaftszweige.
Die Vernichtung und Vertreibung der europäischen Juden ist eine Hypothek, die wir zu tragen haben und die auch
nicht von der Zeit getilgt werden kann.
1929
muss Herr Hahn die beiden ungenutzten Gasthäuser an die Gemeinde Niederreifenberg zurückgeben.
Das Haus Sturm wird gründlich renoviert und
am 30.6.1930
verlassen die französischen Truppen, die zum Brückenkopf Mainz gehören, das Feldberggebiet.
40 000 Menschen feiern an diesem Tag auf dem Gipfel des Großen Feldbergs, 2000 Auto finden kaum Parkplätze.
Bürgermeister Ungeheuer/Niederreifenberg hisst die Reichsfahne auf dem Aussichtsturm.
1931
Das ehemalige ´Haus Sturm` wird an Erich Berndt verpachtet.
Bewirtschaftet wird es jedoch von Johann Herr aus Niederreifenberg.
Das Haus erhält einen neuen Namen: Hotel und Restaurant ´Feldberghof`.
Zwischen 1927 und 1936 gewinnt die Norwegerin Sonja Henie zehn Weltmeistertitel im Eiskunstlauf.
Sie macht diesen Sport auch in Deutschland so populär, dass man 1931 die ´Brunhildis`- Eiskunstlaufbahn auf dem
Feldberg-Plateau erbaut.
Am 26. und 27. Juni landen Eugen Stein und Ludwig Kelting mit der Ju D373 und dem Doppeldecker
D1936 der Firma Max Gerner auf dem Feldberg-Gipfel. Laut Wikipedia gibt es zwischen 1907 und
1945 28 Flugzeugbauer und Zulieferer im Raum Frankfurt, einer davon ist Max Gerner (1900-1977).
Am 21. August 1932
erprobt der Pilot Willi Liebeskind aus Frankfurt das Feldberg-Plateau erfolgreich als neues
Segelfluggelände. Es gelingt ihm ein erster Start und eine gute Landung. In einer Zeichnung
wird dieses Ereignis im Gästebuch Hahn des ´Alten Feldberghauses` festgehalten.
Die Gemeinde Niederreifenberg ersteigert das ´Alte Feldberghaus`. Ab 1932 befinden sich nun alle drei
Feldberghäuser im Besitz Niederreifenbergs.
1933
"Gleichschaltung" des Taunus-Klubs mit nationalsozialistischen Wandervereinen zum
"Taunus-Bund". So genannte ´Nichtarier` und Kommunisten sollen aus den Vereinen ´entfernt` werden.
Der Vorsitzende einer jeden örtlichen Abteilung des "Taunus-Bundes" soll Mitglied der NSDAP sein.
1935
1936
Erstmals können die Teilnehmer der Feldberg-Bergrennen für Motorräder und Automobile bis zum
Gipfel fahren, denn die Schotterstrecke vom Sandplacken zum Feldberg ist 1935 geteert und
ausgebaut worden. Die Rennstrecke ab der Hohe Mark ist jetzt 12 km lang. Zu den diesjährigen
Siegern gehören: Arthur Geiss DKW 250cm³ und Oskar Steinbach NSU 350cm³. Die Rennen zählen, wie
bereits die bisher zwischen Hohe Mark und Sandplacken ausgetragenen Läufe über 8km, zur
Deutschen Bergmeisterschaft.
Die Bus-Linie Hohe Mark - Sandplacken - Schmitten bezieht jetzt den Feldberg mit ein.
Im Juni trainiert die Olympia-Fechtmannschaft im ´Alten Feldberghaus`. Mit Stefan Rosenbauer,
Erwin Casimir, August Heim, Julius Eisenecker und Helene Meyer sind fünf Medaillengewinner dabei,
und auch Hedwig Hass, Eugen Geiwitz, Siegfried Lerdon und Olga Ölkers, die alle schon Deutsche
Meistertitel gewonnen haben, gehören zur Mannschaft.
Tilly Fleischer, Olympia-Siegerin im
Speerwerfen, erholt sich nach der Olympiade auf dem Feldberg und trägt sich in das Gästebuch der
Familie Hahn ein.
1937
Das ´Alte Feldberghaus` und die ´Walküre` werden abgerissen. Sie müssen einem neuen Fernmeldeturm
weichen, von dem aus Fernsehprogramme ausgestrahlt werden sollten.
Architekt ist der Hochschul-Professor Hans Soeder (1891-1962), der seit 1919, also fast von Anfang an, dem Team des von
Walter Gropius gegründeten ´Staatlichen Bauhauses` (1919-1933) in Weimar angehört. Soeder hat sich in der Holzbaukunst,
über die er auch promoviert hat, einen hervorragenden Namen gemacht.
Für die künstlerische Ausstattung ist Carl Moritz Schreiner (1889-1948, Düsseldorf) verantwortlich.
Der Geburtsort des Fernsehens ist Berlin-Witzleben.
Von dort werden bereit 1929 erste Versuchssendungen ausgestrahlt. Die Firmen Telefunken und AEG
montieren einen fahrbaren Fernsehsender auf zwölf LKWs und bringen ihn in Hamburg, auf dem
Brocken im Harz und auf dem Großen Feldberg im Taunus zum Einsatz.
So werden 1936 vom Feldberg aus schon erste Fernsehbilder ausgestrahlt. Ein volles
Fernsehprogramm soll dann von dem neuen Turm aus gesendet werden. Hitlers Angriff auf Polen verhindern
jedoch diese Pläne. 3000km Breitbandkabel waren bereits von Berlin durch ganz Deutschland verlegt worden,
mit Zwischenverstärkern alle 15km.
Das erste regelmäßige Fernsehprogramm der Welt wird seit dem 22. März 1935 vom Fernsehsender
Paul Nipkow/Berlin ausgestrahlt, BBC/London folgt im Oktober. In Deutschland können 1936
bereits 160000 Menschen die Olympischen Spiele am Fernsehschirm verfolgen.
Im Archiv des Hochtaunuskreises in Bad Homburg werden die beiden letzten Gästebücher des
´Alten Feldberghauses` aufbewahrt. Man findet berühmte Namen darin: Die Mitglieder des Jazz-Orchesters
"Die Weintraubs Syncopators", Teilnehmer der Olympischen Spiele von 1936 und die bekannte
Fliegerin Elly Beinhorn. Auch viele Motorradrennfahrer wie Arthur Geiss, Heiner Fleischmann,
Sepp Giggenbach, Otto Kohfink u.a. sind in den Büchern verewigt.
Im Februar wird mit dem Bau des Fernsehturms auf dem Feldberg-Plateau begonnen.
Das Richtfest ist bereits im Herbst. Dennoch verhindert der Kriegsbeginn die Fertigstellung
des Senders.
Von den drei Gasthäusern bleibt nur der Feldberg-Hof erhalten.
2.12.1943
Ein in Erfurt mit Ziel Rhein-Main-Flughafen Frankfurt gestartetes deutsches Militärflugzeug vom Typ
Messerschmitt Bf 110, rammt im Nebel den Aussichtsturm auf dem Großen Feldberg. Der Benzintank explodiert und der Turm brennt
aus.
In Memoriam
1944
Am 20. Januar wird auf dem Großen Feldberg eine Flak installiert. Die Flakhelfer werden am
Schülerheim des Goethe-Gymnasiums bei Oberreifenberg verpflegt. Reste des Mauerwerks,
in das eine Gulaschkanone eingebaut wurde, sind heute noch am Schülerheim zu sehen.
Innerhalb eines Monats stürzen zwei deutsche Militärflugzeuge in Feldbergnähe ab. Am 12.10. stürzt nahe dem Oberreifenberger
Sportplatz eine Maschine in den Sangküppel. Dabei sterben alle 6 Besatzungsmitglieder.
Und am 8.11. stürzt ein weiteres Flugzeug unterhalb des Gipfels, neben dem Fuchstanzweg, zwischen dem Schülerheim des
Goethe-Gymnasiums und der Wegekreuzung oberhalb der ´Heimlichen Wiese` in den Wald. Zwei Insassen kommen mit dem Leben davon,
drei Soldaten sterben.
Am 2.3.1945 12h10
donnern mit beängstigendem Getöse P-47 Thunderboldt-Maschinen der US-Streitkräfte mit je
je zwei 1000 Pfund-Bomben (=454kg) unter den Tragflächen dicht über die Dächer der Taunus-Gemeinde Oberreifenberg hinweg
und zerstören Minuten später den großen Fernmeldeturm auf dem Großen Feldberg. Die letzte Bombe soll es gewesen sein, die
den Turm trifft und die oberen acht Stockwerke zerstört.
Es war die Holz-Konstruktion von Professor Hans Soeder, die die Ausstrahlung von Fernsehbildern erleichtern sollte.
Ziel des Angriffs war der von der deutschen Luftwaffe 1944 errichtete Störsender.
Zum Zeitpunkt des Angriffs befinden weit über 100 Menschen auf dem Plateau. Keiner wird verletzt.
Selbst Heribert Grambusch, der im 10. Stock des Turmes als Funker arbeitet und seine Kollegen in
den Stockwerken darunter erreichen rechtzeitig die Luftschutzräume.
Die Flak war schon vor dem Zeitpunkt des Angriffs wieder abgezogen worden.
29. März 1945
In Schmitten hat eine Kompanie von Fahnenjunkern aus Weilburg den Rückzug eines Zugs der 6. SS-
Gebirgsdivision Nord abgeschirmt.
Der damalige Lehrers der Gemeinden Schmitten und Dorfweil , Heinrich Albert Jäger, berichtet in der Schulchronik, dass bei
erbitterten Kämpfen in Schmitten 94 Amerikaner gefallen seien. (Andere Zeitzeugen sprechen von 89 bzw. 91 getöteten
amerikanischen Soldaten.)
Lehrer Jäger ist auch unmittelbar betroffen, da seine beiden Töchter, sowie eine polnische Zwangsarbeiterin und ein älterer
Zivilist von Granaten getötet werden. Auch 27 deutsche Soldaten verlieren an diesem Tag ihr Leben bei Häuserkämpfen in
Schmitten. Eine unbekannte Anzahl Männer sterben in Lazaretten.
(Sehr ausführlich beschreibt Helmut Hujer in seinem 2020 edierten Buch "Das Kriegsende im Taunus" die
Ereignisse in den Taunusgemeinden im Frühjahr 1945. Es gelang ihm, auch amerikanische Quellen zu den Vorgängen zu finden.
Daher konnte er einige Zeugenaussagen von damals bestätigen oder korrigieren. Nach amerikanischen Schilderungen der Kämpfe um
Schmitten sind "nur" 36 US-Soldaten getötet oder verletzt worden.)
.
Karfreitag, 30. März 1945
Panzer der US-Army, vermutlich eine Kompanie des III.
Bataillon des 417. US-Infanterieregiments, rattern ohne einen Schuss abzugeben durch Oberreifenberg.
Ein Mann hatte sich mit weißer Fahne schützend vor das Dorf gestellt.
Am 31.März 1945 (Oster-Samstag)
werden die ersten Häuser in Oberreifenberg beschlagnahmt, Haus Marta, Haus Reifenberg, in der folgenden
Woche auch das Haus Siegfried und das Schülerheim des Goethe-Gymnasiums, das aber nie von US-Soldaten belegt wird.
Auch einige Privathäuser müssen geräumt werden.
Karsamstag, 31. März 1945
Amerikaner besetzen das Plateau den Großen Feldbergs. Das XX. US-Corps richtet dort eine Funk-Relaisstation ein.
4. April 1945
Drei Wochen lang, bis zum 25. April, werden im ´Haus Reifenberg` und im ´Haus Marta` englische Piloten
einquartiert. Einer der Offiziere berichtet im ´Haus Marta`: "Wir waren schon einmal hier und sahen Menschen in euren
Liegestühlen ruhen und dachten, da müssen wir unbedingt unseren nächsten Urlaub verbringen."
Schwarzer, englischer Humor!
19.9.1945
Die amerikanische Militärregierung vereinigt die ehemaligen preußischen Provinzen Kurhessen und
Nassau sowie den Volksstaat Hessen-Darmstadt zum Land Großhessen. Der Name wurde am 1.12.1946 in
Hessen umbenannt. Der Große Feldberg ist somit hessisch.
1947-50
Wallern/Böhmerwald/Sudetenland eine Konditorei.
1946 wurde die Familie aus ihrer Heimat vertrieben und landete in
Niederreifenberg. 1947 bauten die Lichtneckers auf dem Großen Feldberg einen
Kiosk, den sie 70 Jahre, von 1948 bis 2018, gemeinsam betrieben.
Auf dem Foto: Helmut und Hanni Lichtnecker
1948/49
In der Zeit des ´Kalten Krieges` betrieb die US-Armee eine Abhöreinrichtung auf dem Großen
Feldberg gegen ostdeutschen und sowjetischen Funkverkehr. Als jahrelang jeweils 14 Tage im Jahr
Funkverbindungen auch aus dem östlichen Russland empfangen werden konnten, glaubte man zunächst
an eine Naturbesonderheit. Man stellte jedoch fest, dass zu dem jeweiligen Zeitpunkt ein
Riesenrad auf einem Festplatz stand, das entfernte Signale reflektierte. Gegen Bezahlung ließ
der Besitzer sein Riesenrades in den folgenden Jahren längere Zeit auf dem Festplatz stehen.
Zur Zeit der Berlin-Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949 waren übrigens im nahen ´Haus Siegfried`
Rosinenbomberpiloten einquartiert.
Der Landesverband Bergwacht Hessen wird 1947 gegründet und schließt sich zwölf Jahre später
der Bergwacht Hessen des Deutschen Roten Kreuz an.
1949
lässt der Hessische Rundfunk den Aussichtsturm unter der Vorgabe, dass dieser auch als
Antennenträger zur Abstrahlung des UKW-Programms dienen darf, von der Firma Holzmann wieder
aufbauen.
1950
Auch das Feldbergfest findet erstmals nach dem Krieg wieder auf dem Feldberg-Plateau statt.
Für die Deutsche Post beginnt Holzmann ab Mai 1950 mit den Bauarbeiten am großen Fernsehturm.
Zur besseren Abstrahlung der Programme sind jetzt die oberen 10 Stockwerke aus Holz.
2.10.1950
Das erste Feldbergrennen nach dem Krieg für Motorräder, Sport- und Rennwagen wird ausgetragen. Ab
1951 gehören die Rennen zur Deutschen Straßen-Meisterschaft. Es sind nur noch Motorräder
zugelassen, weil Rennwagen auf der schmalen Strecke kaum überholen können. Zu den Siegern
gehören die Welt- und Europameister: Schorsch Meier, Noll / Cron, Werner Haas, H.P. Müller und
Ewald Kluge. Mehr unter: www.feldbergrennen.de
Ab Nov. 1951
geht ein Fernseh-Versuchssender in Betrieb und am 1. Weihnachtstag 1952 wird erstmals ein
Fernsehprogramm ausgestrahlt. (Ab 1983 wird kein Bedienungspersonal mehr nötig sein, denn
gesteuert werden die digitalen Geräte vom Frankfurter Fernsehturm aus).
Was 1929, beziehungsweise 1936, in Deutschland begonnen wurde, kann jetzt fortgesetzt werden.
1952
Franz Bradler vom SCT Frankfurt, der 1954 bei den Deutschen Alpine-Ski-Meisterschaften Flachlandmeister in
der Dreierkombination wird, stellt auf der "Großen Feldberg-Sprungschanze" mit 40m einen
neuen Rekord auf.
In den Wintern der 50er Jahre gibt es im Taunus noch reichlich Schnee. Auf dem Nordwest-Abhang
des Feldbergs, dem "Siegfriedschuss" und der "Heimlichen Wiese", werden sogar Bezirks- und
Hessische Meisterschaften ausgetragen. Einen Lift gibt es nur auf der "Heimlichen Wiese", nicht
aber am "Siegfriedschuss". An Schnee-Sonntagen werden Busse eingesetzt, die die Sportler nach
einer Abfahrt bis zum Gasthaus "Weilquelle" in Niederreifenberg wieder zum Feldberggipfel bringen.
1953
1953
Das Feldberg-Plateau sonntags:
1955
Erb/Jordan gewinnen die Deutsche Juniorenmeisterschaft im Zweierbob auf der von Philipp
Schneikert erbauten neuen Bobbahn zwischen Feldberg und dem Schülerheim des Goethe-Gymnasiums
bei Oberreifenberg.
1956
Hans Rösch wird auf der Feldberg-Bobbahn Deutscher Viererbob-Meister vor Franz Schelle.
Feldbergpokal-Gewinner wird Olympia-Sieger Anderl Ostler im 2er-Bob. Auf Youtube unter:
https://www.filmothek.bundesarchiv.de/video/583255?set_lang=de
1958
Das einzige, von den ehemals drei, verbliebene Gasthaus Sturm wird seit 1958 von dem
Hamburger Paul Deeke bewirtschaftet.
1963
Ab 1. April 1963 gibt es vom Großen Feldberg aus ein zweites Fernsehprogramm, das ZDF.
1964
Ab 6. Oktober wird vom Fernsehturm des Großen Feldbergs das 3. Hessische Fernsehprogramm ausgestrahlt.
18.7.1965
wird auf dem Großen Feldberg eine Falknerei eröffnet. Mittlerweile ist sie die älteste in Hessen.
Zu sehen sind verschiedene Falkenarten, Habichte, Bussarde, Rotmilane, Geier, diverse Eulenarten, darunter 5 Uhus.
Bei gutem Wetter kann man Adler frei fliegen sehen.
1968
100 Jahre Taunusklub, mit dankbarem Gedenken an August Ravenstein.
1970
Ein Liftbetreiber legt die Nordabfahrt mit Kunststoff-Noppenmatten aus und ermöglicht
sommerliche Skiabfahrten vom Großen Feldberg bis zur Siegfriedstraße, die längste
Kunststoffpiste der Welt. Die Eröffnung nimmt der hessische Minister Horst Schmitt am
11.11. 1972 vor.
Leider gehen aber Stürze auf den viel zu harten Matten nicht ohne Verletzungen ab. Knochenbrüche, Prellungen,
Verbrennungen sind die Folge. Eine junge Dame wagt eine Abfahrt im Bikini, stürzt, ihr ganzer Körper ist voller Schürfwunden.
Die einzige Sommer-Skiabfahrt Deutschlands scheitert an ihrer Gefährlichkeit. Auch die
Kunststoffmatten sind nicht sehr haltbar und zerbröseln nach einigen Jahren völlig.
Heute hat sich die Natur von dem Kunststoffangriff erholt. Sogar Heidekraut wächst dort wieder im
August.
10.11.1972
Eine vom Flugplatz Egelsbach kommende zweimotorige Cessna stürzt am Nordhang neben der neuen
Kunststoff-Skipiste in den Wald. Dabei kommen drei Menschen ums Leben.
1988
ist dann nach einem Brand des Schleppliftes auch das Ende des Winterbetrieb der Nordbahn
besiegelt.
1994
Das Feldbergfest besteht jetzt 150 Jahre.
1996
Das letzte der drei im 19ten Jahrhundert erbauten Feldberghäuser, das Haus Sturm, wird abgerissen.
1998
Der Physikalische Verein Frankfurt am Main errichtet eine Sternwarte auf dem Kleinen Feldberg.
Sie trägt den Namen des langjährigen Vorsitzenden des Vereins Hans Ludwig Neumann.
1999
Das Hotel und Restaurant ´Feldberghof` wird eingeweiht. Seit 2005 gehört er dem ´Zweckverband
Feldberghof`, zu dem sich der Hochtaunuskreis und die Gemeinde Schmitten zusammengeschlossen
haben. Pächter ist die Binding-Brauerei Frankfurt/Main. Bewirtschaftet wird das Haus von der Familie Stürtz.
2019 Der Gasthof ist zurzeit wegen Umbaus geschossen.
2002
Es ist der Feldberg im Taunus, auf dessen Gipfel der Herr seinem Knecht Robert Gernhardt
erscheint, um ihm das 11. Gebot zu offenbaren, das zu Lebzeiten des Gottesknechtes Moses auf
den Steintafeln keinen Platz mehr fand. Es lautet:
Du sollst nicht lärmen.
Zur Zeit der Geschehnisse auf dem Berge Sinai fehlte auch noch die dringende Erfordernis für
dieses 11. Gebot, denn Hubschrauber, Laubbläser, Kehrmaschinen, Handys, Rasenmäher und
Busse der Stadt Frankfurt am Main waren noch nicht erfunden, man kannte noch keine Pressluft
und hämmernde Autoradios. März 2005
Der Limes (s. unter 200 n. Chr.) wird von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes
aufgenommen.
März 2006
findet das Feldberg-Fest zum 150. Male statt. Susanne Eckermann/Niederreifenberg bringt aus diesem
Anlass eine geschichtliche Aufarbeitung darüber heraus. Wer also wissen möchte, warum das Fest
einige Male ausfiel und warum es manchmal auf der Stiertädter Heide oder in Frankfurt-Höchst
oder sonst wo stattfand, der besorge sich hier das 80 Seiten starke Heft über die Geschichte des
Feldberg-Turnfestes: fam.eckermann@t-online.de.
März 2007
Obwohl der Fernmeldeturm mittlerweile unter Denkmalschutz steht, wird die 15m hohe, nutzlos
gewordene Fernsehantenne von dem 53m hohen Turm abmontiert. 26 Fernsehsender strahlen ihre
Programme vollständig von dem hohen Stahlrohrmast des Hessischen Rundfunks in die Welt.
März 2009
.
März 2011
Auf den kleinen Bruder des Großen Feldbergs, dem Kleinen Feldberg, haben sich im September 70
Wissenschaftler aus ganz Europa, China, Pakistan, den USA und Kanada unter der Leitung Dr. John
Crowley vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz eingefunden, um die Zusammensetzung der Luft
im Taunus zu erforschen. Sie wollen herausfinden, wie gut die Atmosphäre in Ballungsgebieten
Schadstoffe aus eigener Kraft reinigen kann. Dazu haben sie zusätzlich zu den im dortigen
Taunus-Observatorium bereits vorhandenen Analysegeräte noch ca. 50 weitere mitgebracht.
Besonders wichtig ist auch der Wald. Die Nadelwälder des Taunus produzieren im Jahr 30 Tonnen Sauerstoff pro Hektar.
Laubwälder, die es hier kaum gibt, würden nur 15 Tonnen erbringen. Am 15.11.2011
wurde auf dem Großen Feldberg ein Gipfelkreuz aufgestellt, am 20.11. hat es Pfarrer Hanns-Jörg
Meiller geweiht. Das Kreuz, 3,50m hoch und 2,70m breit, besteht aus Eisen, ist verzinkt und
leuchtet deshalb in der Sonne. Das Zentrum bildet ein Taunus-Quarzit.
2013
Am 28. September veranstaltet der ´Physikalische Verein Frankfurt` einen Tag der offenen Tür im
Taunus Observatorium Kleiner Feldberg. Anlass ist das 100-jährige Bestehen des Observatoriums. Interessierte erhalten
an diesem Tag Einblicke über die Forschungstätigkeiten in den Fachgebieten Erdbeben, Klima und Wetterdienst.
Der Dritte im Bunde:
Spricht man vom Hochtaunus, so muss man neben dem Großen und dem Kleinen Feldberg noch den Altkönig
hinzunehmen. Unter dem Stichwort "500 bis 100 v. Chr. La Téne- oder Eisenzeit" habe ich bereits die Ringwälle erwähnt. Der
innere Wall war 950 m lang, der äußere 1400. Der innere Wall hatte nur ein Tor im Osten, der äußere Wall, 60 m entfernt,
überlappte sich. Dies war eine Vorsichtsmaßnahme, Feinde konnten dort einzeln in Empfang genommen werden. War es ein
Fürstensitz oder nur eine Fluchtburg? Man weiß es nicht. Jedenfalls haben dort nie viele Menschen gelebt. Im Oppidum
Heidetränke bei Oberursel sollen hingegen bis 100 v. Chr. bis zu 10 000 Menschen gelebt haben, für die damalige Zeit eine
Großstadt.
Der dritthöchste Berg des Taunus ist 798,2 m ü. NHN.
Etwas über 600 m unterhalb des Gipfels liegt am Nordosthang die sogenannte ´Weiße Mauer`. Es ist eine große Halde von
Taunus-Quarzitblöcken, die in der Eiszeit durch Frostsprengungen entstanden ist. Scheint die Sonne, dann leuchten die Steine
weiß, daher der Name.
1. April 2017
Der 1965 gegründete Feldberg-Falkenhof hat einen neuen Betreiber: Christian Wick.
.
Januar 2022
.
.
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Literatur: Helmut Bode, Das Feldberg-Buch, Verlag Waldemar Kramer
Das ´Alte Feldberghaus` mit integriertem Turm wurde 1859/60 erbaut
Das ´Alte Feldberghaus`, gefunden von Susanne Eckermann
Das Alte Feldberghaus wird bereits 1871/72 erweitert
Verleger August Ravenstein
Zweiter Feldbergwirt Hansjörg Ungeheuer
Wenn in der Vorzeit alle Ungeheuer,
Aus Touristische Mittheilungen von Dr. Wilhelm Christian Lange/Cassel/Jahrgang 1897/98, gefunden von Susanne Eckermann.
Aus Ravenstein Taunusführer 1900
Eine ´Neckarsulm´ von 1907
Aussichtsturm und ´Altes Feldberghaus` - Herbst und Winter
Altes Feldberghaus 1912
In Harmonie: die drei Feldberghäuser, aber dann...
1922 Gretel Kalinowski/im Seitenwagen ihres Mannes Hugo Kalinowski
Usinger Anzeiger vom 25.3.1936 im Hochtaunus-Archiv
Sieben Jahre war das Feldberg-Plateau nach dem
Mit der freundlichen Erlaubnis von Elmar Ickstadt/Mainz
Taunusklub Oberreifenberg
Großer Feldberg im Taunus 1926
Die Weintraubs Syncopators im Alten Feldberghaus
V. l.: Erich Berndt _X _X _Jacob Ungeheuer (ab 1924 Bürgermeister von
Fritz Liebeskind landet im August 1932 mit
35 Männer waren beim Straßenbau Sandplacken - Feldberg beschäftigt.
Bus-Linie Hohe Mark - Sandplacken - Großer Feldberg - Schmitten
Olympia-Fechtmannschaft von 1936
Mobiler Fernsehsender
Der Fernmeldeturm im Aufbau, eine Zeichnung
Der Turm von 1937
Der Berggipfel bietet nach dem Angriff einen
Das Buch kostet Euro 12,-.
Ein Kios wird gebaut Fotos: Hermann Lichtnecker _Bild oben links: Pfannengericht am offenen Feuer:
Hanni und Hermann Lichtnecker
Die Familie Lichtnecker besaß in
Im Winter besonders wichtig
1948 Kleiner Feldberg: ´Wettermacher` Anton Meister bei seiner Arbeit
Der Holzturm. _Foto Susanne Eckermann Niederreifenberg
Winter 1953 in Oberreifenberg
Der Heimatforscher Carl Beuth (1879-1953)
Anfang der 50er Jahren ist
Das neue Feldberghaus
2007 Ungeheuer-Nachfahren im Archiv
Seit September 2009 stehen wieder drei römische Wachtuerme
.
Kleiner Feldberg
Das Feldberg-Gipfelkreuz wurde am 15.11.2011 aufgestellt.
9.11.2014
Impressionen
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Neu! Eine Zeittafel der Geschichte des Großen Feldbergs, auch als PDF.
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Letzte Änderung dieser Seite: 14.12.2019